Insider im Gespräch über … Matthias Bader (#26)

Der unerwartete Abgang von Mandela Egbo zu New York Red Bulls hat bei den Lilien eine Lücke auf der Rechtsverteidigerposition hinterlassen. Matthias Bader soll sie schließen. Kam Egbo zu Saisonbeginn noch regelmäßig zum Zug, so entfernte er sich mit sinkenden Temperaturen immer weiter von der Startelf. Baders Aufgabe wird es sein, Patrick Herrmann herauszufordern, dessen Spiel ganz sicher nicht frei von Fehlern ist. Der 22-Jährige Neuzugang stand die letzten anderthalb Jahre beim 1. FC Köln unter Vertrag, konnte sich dort aber kaum beweisen. 11 Minuten Bundesliga und 347 Minuten 2. Bundesliga lesen sich überschaubar. Zuvor hatte der mehrfache Juniorennationalspieler beim Karlsruher SC auf sich aufmerksam gemacht. Aus dem eigenen Nachwuchs kommend, erkämpfte er sich rasch einen Stammplatz in der 2. und 3. Liga.

Was ist von dem Neuzugang zu halten? Ich sprach mit Arne, der schon länger für Effzeh.com schreibt und dort den Posten des Chefs vom Dienst einnimmt. Von Zeit zu Zeit haut er für 11Freunde in die Tasten und ist zudem beim Rasenfunk gern gesehener Gast. Und um das Bild rund zu machen, tauschte ich mich im Anschluss noch mit Jörn aus, der Matthias Bader aus seiner Zeit beim KSC bewerten kann.

Interview 1 mit Arne über Matthias Bader beim Effzeh

Hallo Arne, als ich Dir gestern eine Nachricht schrieb, dass Matthias Bader mit den Lilien in Verbindung gebracht wird, da hast Du geantwortet, er habe bei euch „keine Sterne vom Himmel gespielt“. Genau genommen hat Bader bei euch kaum gespielt. Wenn ja, dann hoffentlich als Rechtsverteidiger, denn da herrscht bei uns dringender Bedarf.
Ja, da lag sein Schwerpunkt. Und das war auch schon zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung so. Bader kam damals ablösefrei als 20-Jähriger in die Domstadt. Er hat hier Erfahrungen sammeln können, aber nicht genug Spielzeit erhalten. Das kann er nun in Darmstadt ändern.

Warum spielte er beim Effzeh überhaupt keine Rolle: Ich kann mich noch an unseren 2:1-Sieg im April erinnern, da wurde auf der Außenbahn Benno Schmitz eingewechselt und hat mich so gar nicht überzeugt. Bader stand nicht mal im Kader. War er seit seinem Wechsel im Sommer 2018 so weit hinten dran?
Ich glaube, das ist schon eine zutreffende Einschätzung. Sechs Spiele in anderthalb Jahren sind für einen jungen Spieler definitiv zu wenig. Von daher kann ich es verstehen, dass jetzt für beide Seiten eine Veränderung angestrebt wurde. 2018 kam er zusammen mit Benno Schmitz nach Köln, um nach dem Abstieg die Planstelle auf der Position des Rechtsverteidigers zu schließen. Das hat eher so überschaubar funktioniert, auch Schmitz kommt über die Rolle als Ergänzungsspieler nicht hinaus – war aber eigentlich immer vor Bader. Zwischenzeitlich sah es so aus, als würde Bader sich als Linksverteidiger zu einer Alternative entwickeln, mehr als 11 Minuten Einsatzzeit beim Spiel in München gab es aber nicht.

Bei uns wird er sich mit Patrick Herrmann um einen Platz in der Startelf duellieren. Herrmann hat seine Stärken in der Defensive, die er gegen Kiel und Osnabrück allerdings gut versteckt hat. Nach vorne ist er zudem kein Faktor. Traust Du Bader zu, über außen zusätzlich Druck nach vorne zu entwickeln?
Ja, schon. Er ist meiner Meinung nach eher ein offensiv ausgerichteter Verteidiger, den man auch unter Druck anspielen kann. Von daher ist es aus Darmstädter Sicht sinnvoll, jemanden hinzuzuholen, der andere Stärken mitbringt als sein direkter Konkurrent.

Wo siehst Du generell seine Chancen?
Ich sehe ihn ganz darin, mit Tempo über rechts Druck nach vorne zu entwickeln. Er ist schnell und vergleichsweise gut am Ball, was ihn für diese Aufgabe ganz gut prädestiniert. Das hatte er schon in der 3. Liga unter Beweis gestellt und er ist ja immer noch recht jung. Von daher ist da generell Luft nach oben.

Wo darf er sich steigern?
In der Bundesliga braucht es natürlich die Körperlichkeit und die Handlungsschnelligkeit, um langfristig mitspielen zu dürfen. Im Sommer wurde Bader mit Kingsley Ehizibue ein Konkurrent vor die Nase gesetzt, der diese Attribute mitbringt – auch wenn dieser häufiger noch ein bisschen zwischen Genie und Wahnsinn schwankt. Dementsprechend war es schwer für Bader, auf sich aufmeksam zu machen. Schon im Sommer stand eine Leihe im Raum, jetzt hat er mit Darmstadt glaube ich einen guten Verein gefunden, um sich weiterzuentwickeln.

Er hatte zuletzt in der Regionalliga ausgeholfen. Davor hat er in Karlsruhe als junger Spieler in der 3. Liga überzeugt. Was meinst Du, kann er 2. Liga?
Ja, definitiv. Er ist ehemaliger Jugendnationalspieler und hat schon Erfahrungen in der 3. Liga sammeln können. Zuletzt hat er in Köln auf Bundesliganiveau trainiert, deswegen denke ich schon, dass er das Potenzial hat, nach der Eingewöhnungszeit zu einer Alternative für Darmstadt zu werden.

Fällt Dir sonst noch etwas zu Matthias Bader ein?
Ich hatte nie etwas mit ihm zu tun, aus Karlsruhe hat man aber eigentlich nur gute Sachen gehört und in Köln war er eher als ruhiger Vertreter bekannt, der einen klaren Kopf hat.

Besten Dank, Arne.


Interview 2 mit Jörn über Matthias Bader beim KSC

Jörn, Matthias Bader durchlief zusammen mit Marvin Mehlem die Jugendteams des KSC. Beide schafften den Sprung in den Profikader. Weißt Du, ob die beiden enger befreundet sind oder zumindest waren?
Auf Anhieb hätte ich das nicht sagen können, aber ich habe mich mal etwas umgehört. Wenn man zehn Jahre in einer Mannschaft kickt, schweißt das zusammen, insofern kann man sie wohl tatsächlich als Kumpels bezeichnen. Außerdem sind beide gemeinsam zur U19-Nationalmannschaft gefahren.

Matthias Bader packte recht schnell den Sprung in die Startelf. Zunächst im Abstiegskampf der 2. Liga, dann im Aufstiegskampf der 3. Liga. Wie hat er sich damals präsentiert?
Als absolut engagiert und lernwillig. Speziell im Drittligajahr entwickelte er sich enorm weiter und trug nach dem holprigen Saisonstart als Stammspieler dazu bei, die Abwehr zu stabilisieren und die Aufholjagd zu starten. Insofern war sein Abgang nach dem gescheiterten Aufstieg in der Relegation gegen Aue eigentlich logisch.

Was zählte für dich zu seinen Stärken, wo dürfte er also heute auch noch positiv auffallen?
Beim KSC gehörten Zweikampfstärke, Einsatzwillen und ein gutes Spielverständnis definitiv zu seinen Stärken. Außerdem ist er, wenn mich mein altes Hirn nicht täuscht, relativ schnell.

Siehst Du ihn, wie Arne, ebenfalls als offensiven Außenverteidiger?
Das ist eine gute Frage. Von den Voraussetzungen her bringt Matze alles für einen offensiven Außenverteidiger mit. In seiner letzten Saison bei uns steuerte er allerdings nur einen Assist bei. Wenn man heute auf der Position nichts zum Angriffsspiel beiträgt, wird es auf Sicht ja eh schwer. Für junge Spieler auf der Außenbahn ist, glaube ich, die größte Aufgabe, eine Balance zwischen Defensiv und Offensive zu finden. Und das funktioniert nur über Spielpraxis, die er bei Euch hoffentlich wieder bekommt.

Wie hat man damals von ihm unter den Fans gesprochen und wie hat man seinen Abschied nach Köln aufgefasst?
Wie jeder Nachwuchsspieler, der den Sprung zu den Profis schafft, genoss Matze große Anerkennung. Positiv war auch, dass er nach dem Abstieg in die 3. Liga noch ein Jahr geblieben ist. Man ist in Karlsruhe einfach sehr stolz darauf, dass erfolgreiche Karrieren immer wieder im Wildpark ihren Anfang nehmen. Der Verlust eines Talents ist immer bitter, vor allem wenn er ablösefrei erfolgt. Aber in Karlsruhe sind wir das mittlerweile (leider) gewohnt. Ich zumindest hege da länger schon keinen Groll mehr.

Abschließende Fragen: Wer hat mehr Potenzial Marvin oder Matthias?
Wow. Die Frage ist ja schon ein bisschen fies (schmunzelt). Beide haben im Profibereich etwas unterschiedliche Wege eingeschlagen: Marvin hatte schon 2015/16 Profieinsätze, also eine Saison vor Matze. Dafür kam Matze dann gleich konstanter zum Einsatz und hat an der U20-WM 2017 teilgenommen. Mittlerweile ist Marvin der „gestandenere“ Spieler mit mehr Profieinsätzen, auch weil Matze in Köln anderthalb schwierige Jahre hatte. Ich denke, dass beide noch nicht am Ende ihrer Entwicklung sind. Ich denke da immer wieder gerne an ein weiteres KSC-Talent: Matthias Zimmermann. Zimbo ging früh nach Gladbach, versauerte da in der zweiten Mannschaft, wurde nach Fürth und Sandhausen per Leihe weitergereicht und hat es nun doch geschafft: Stammspieler bei Fortuna Düsseldorf und schon über 70 Bundesliga-Einsätze.

Besten Dank, Jörn.


Und da war doch noch ein Wintertransfer:

Ich sprach mit Daniel vom Union-Podcast Textilvergehen über Nicolai Rapp: KLICK