Insider im Gespräch über … Merveille Papela (#21)

Papela-19-1024x683Weiter geht’s. Mit Merveille Papela kommt der achte Sommer-Neuzugang zum SVD. Der 23-jährige Deutsche kommt von seinem Ausbildungsklub Mainz 05 nach Darmstadt. In der vergangenen Spielzeit kam er bei den Rheinhessen auf elf Einsätze in der Bundesliga. Zuvor sammelte er ein Jahr Zweitligaerfahrung beim SV Sandhausen. In der damaligen Aufstiegssaison der Lilien setzten ihn die Kurpfälzer in 19 Partien ein, in denen er auf zwei Torerfolge kam. Um etwas mehr über den Mittelfeldspieler zu erfahren, tausche ich mich mit Oli aus. Er ist Co-Autor der Fußballfibel über den 1. FSV Mainz 05 und begleitet den Klub seit vielen Jahren. (Bildquelle: sv98.de)

Oli, Merveille Papela verlässt Mainz und kommt nach Darmstadt. Das Eigengewächs konnte leider nicht den steilen Karriereweg eines Brajan Gruda oder Jonny Burkhardt einschlagen. Wie schade ist das?
Es ist immer schade, wenn ein Spieler geht, der so lange im Verein gewesen ist. Papela ist ja sogar in Mainz geboren, kam schon als Zehn- oder Elfjähriger aus der Jugend des TSV Schott ins NLZ. Dass er sich da in jedem Jahrgang durchgesetzt und immer wieder die nächste Stufe erreicht hat, bis schließlich zum Profivertrag, das ist eine Riesenleistung. Wenn es dann in einem Bundesligakader nicht jeder so ins Rampenlicht schafft wie Jonny oder Brajan, dann ist das eigentlich normal. Und auf Merveilles Stammposition im zentralen Mittelfeld zu glänzen, das ist in Mainz traditionell schwierig. Die Identität des Mainzer Spiels ist ja sehr auf Vertikalität ausgelegt, also geht es meist sehr schnell durchs Mittelfeld oder gleich mit langen Bällen nach vorne. Mit Nadiem Amiri hat Mainz 05 jetzt gerade einen absolut überragenden Spieler für diese Rolle gefunden, an dem Papela in absehbarer Zeit wohl nicht vorbeigekommen wäre. Von daher ergibt ein Wechsel auch für ihn total Sinn. Es freut mich, dass er in der Region bleibt.

Papela zählte letzte Saison immerhin verlässlich zum Spieltagskader. Weit weg war er also nicht. Was fehlte ihm, trotz einiger Verletzungsprobleme im Kader, zum nächsten Schritt?
Tatsächlich stand er letzte Saison 30-mal im Kader, brachte es aber nur auf gut 250 Minuten Spielzeit. Nur zweimal spielte er länger als 45 Minuten – und in diesen Spielen schwamm er auch eher mit, als dass er glänzen konnte. Wir sprechen da von einem 1:1 gegen Wolfsburg, in dem Papela ingesamt arg passiv blieb, und einer Heim-Niederlage gegen Heidenheim. Der kicker gab dieser Partie insgesamt die Note 5: „Von unnötigen technischen Fehlern durchsetzt, spielerisch mangelhaft.“ Das sind so Spiele, in denen ein Dribbler wie Gruda vielleicht noch für Aufsehen sorgen kann, die für einen jungen Mittelfeldspieler in einer damals ohnehin stark verunsicherten Mannschaft aber sehr undankbar sind. Da war Papela vielleicht einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Dazu darf man nicht vergessen, dass er aus einer schweren Verletzung kam. Während seiner vorherigen Ausleihe nach Sandhausen war seine Saison im Februar 2023 aufgrund eines Syndesmosebandrisses ja fast schon vorbei gewesen.

Die Lilien verwiesen darauf, dass Papela sich durch eine hohe Dynamik und Ballgewinnquote auszeichne. Mit seinem Tempo und seiner Handlungsschnelligkeit werde er in Pressing-Momenten helfen können. Siehst Du damit seine Stärken gut umrissen?
Absolut. Schnell ist er auf jeden Fall und aggressives Pressing, ein auf Ballgewinne ausgelegtes Spiel, bekommen die Jungs im Mainzer NLZ ja quasi mit der Trinkflasche eingeflößt. An sich ist er auch ein Spieler, dem man den Ball in den Fuß spielen kann, der dann aufdreht und damit den Raum davor öffnet. So habe ich sein Spiel zumindest aus der U23 in Erinnerung. Das ist ihm in der Bundesliga selten gelungen, aber an sich hat er das drauf.

Was zählst Du noch zu seinen Stärken und auf welcher Position siehst Du ihn am ehesten zuhause?
Ich fände es spannend, ihn mal eher in einer Barreiro-Rolle auszuprobieren, also so als eine Art Ballfresser im defensiven und zentralen Mittelfeld. Mit seinen Fähigkeiten kann er sicher überall im Mittelfeld spielen und dann zudem mit schnellem Anlaufen das Pressing auf die gegnerische Abwehrreihe auslösen.

Wie hast Du Merveille abseits des Rasens wahrgenommen und welche Erinnerung(en) wirst Du mit ihm verbinden?
Man kennt als Fan den Namen und irgendwie war er gefühlt immer da. Aber irgendetwas Außergewöhnliches würde ich mit ihm jetzt nicht verbinden. Er ist der ruhige, bescheidene Typ. Ich liebe es aber, nach alten Videos von Spielern zu suchen. Da gibt es eins von einem Nachwuchs-Hallenturnier in Wiesbaden von vor sechs Jahren. Die Mainzer U17 gewinnt im Neunmeterschießen gegen die Eintracht. Merveille ist der schlacksige Typ, der nach einigen Fehlschützen den ersten Neuner verwandelt und der am Ende auf die Mainzer Jubeltraube springt. Das zeigt zum einen, dass er sich schon damals nicht davor gescheut hat, Verantwortung zu übernehmen. Zum anderen, dass er beim Jubeln auch aus sich rausgeht. 🙂

Dann hoffen wir doch mal, dass er in Darmstadt genug Anlass zum Jubeln haben wird. Besten Dank Uli, für Deine Aussagen zu Merveille Papela.


Interviews zu den bisherigen Verpflichtungen des SV Darmstadt 98 im Sommer 2024
Aleksandar Vukotic (Mittelfeldspieler vom 1. FSV Mainz 05)
Kai Klefisch (defensiver Mittelfeldspieler vom SC Paderborn 07)
Sergio López (Außenverteidiger und Schienenspieler vom FC Basel)
Karol Niemczycki (Torwart von Fortuna Düsseldorf)
Paul Will (defensiver Mittelfeldspieler von Dynamo Dresden)
Luca Marseiler (offensiver Mittelfeldspieler von Viktoria Köln)
Fynn Lakenmacher (Angreifer von 1860 München)