Serdar Dursun heißt also der Stürmer, der sich fortan am Böllenfalltor einen Namen machen soll. Der 26-jährige Angreifer kommt mit der Empfehlung von 13 Treffern in 59 Zweitligapartien für die SpVgg Greuther Fürth nach Darmstadt. Wie der Neuzugang einzuschätzen ist, sagt mir Fürth-Fan Danny, Ex-Blogger seines Vereins, der Dursun in den vergangenen zwei Jahren am Ronhof miterleben durfte.
Danny, Serdar Dursun kommt ans Bölle. Wie groß sind Deine Phantomschmerzen, dass er künftig nicht mehr mit dem Kleeblatt auf der Brust aufläuft?
Um ehrlich zu sein, gar nicht mal so groß. Unbestritten, Serdar hat in der Saison 16/17 mit seinen 10 Toren nachgewiesen, dass er auch in der 2. Liga treffen kann – allerdings passt er derzeit einfach nicht in das System, das unser Trainer Damir Buric spielen lassen will. Schon in der letzten Saison hat er die meiste Zeit auf der Bank verbracht, und mit Daniel Keita-Ruel wurde ein anderer Stürmer verpflichtet – sein Abgang ist daher nur logisch.
Wodurch unterschieden sich die Systeme von Buric und seinen Vorgängern?
Sowohl Radoki als auch Ruthenbeck haben weniger auf sehr schnelles, konterlastiges Spiel gesetzt, weshalb Dursun dort einigermaßen gut funktioniert hat. Unter Buric wurde das Spiel dann aber nach und nach verändert. Zur Stärkung der Defensive wurde das Offensivspiel mehr auf Konter und Geschwindigkeit umgestellt. Dafür waren dann andere Stürmertypen gefragt, wie zum Beispiel Fabian Reese oder Julian Green. Es ist zu erwarten, dass wir so weiterspielen und das war wohl der ausschlaggebende Grund für den Wechsel.
Dirk Schuster sieht in ihm einen „körperlich präsenten Spieler, der viel für das Team arbeitet und seine Torgefahr in der zweiten Liga bereits nachgewiesen hat“. Da werden bei den Lilienfans doch glatt Erinnerungen an Sandro Wagner wach. Von der Statur her betrachtet, geht er schon einmal in die richtige Richtung. Wie viel Sandro steckt in Serdar?
Nicht so viel, würde ich sagen. Denn Schuster hat zwar Recht, wenn Serdar erstmal den Ball hat, dann wird man ihn nicht einfach davon trennen. Allerdings fehlen ihm einige Qualitäten, die ein Stürmer vom Schlag eines Sandro Wagner mitbringt – dabei denke ich vor allem daran, dass Serdar trotz seiner Größe kein guter Kopfballspieler ist. Außerdem, und gerade das unterscheidet ihn denke ich am meisten von einem Sandro Wagner, ist er dafür bekannt, Fouls schinden zu wollen, und schnell zu fallen.
Okay, da setze ich einfach mal drauf, dass ihm das Schuster abgewöhnen wird. Was würdest Du generell als die Stärken im Spiel von Dursun sehen und in welchen Situationen hat er Dir nicht so sehr gefallen?
Serdar ist ein absoluter Strafraumstürmer. Wenn er im Sechzehner den Ball am Fuß und unter Kontrolle hat, kann es sehr schnell sehr gefährlich werden, auch aus Situationen, die eigentlich nicht nach ultimativer Torgefahr riechen. Außerdem schirmt er den Ball gut ab. Auf der anderen Seite ist er nicht sonderlich flink, gerade für schnelles Spiel also nicht sonderlich gut zu gebrauchen, und er hat einen ziemlich schlechten ersten Ballkontakt, wenngleich er den Ball danach meist gut kontrollieren kann. Taktisch gesehen braucht er definitiv gute Zuarbeiter, als alleinige Spitze wird er meiner Meinung nach nicht zu vielen Toren kommen. Gerade auch wegen dem für seine Größe nicht sonderlich gut ausgeprägten Kopfballspiel. Was man ihm attestieren muss, ist, dass er für außergewöhnliche Momente zu haben ist. Ich erinnere mich da gut an den Fallrückzieher gegen Hannover.
Derzeit kommen bei den Lilien Terrence Boyd und Felix Platte als Sturmspitzen infrage. Artur Sobiech soll gehen, Jamie Maclaren hat spätestens nun auch nicht die besten Karten. Traust Du Dursun zu, sich bei den Lilien gegen Platte und Boyd durchzusetzen?
Um ehrlich zu sein, denke ich, dass Boyd und Platte doch einiges vor ihm sind. Auch wenn sein Fußballstil mehr zu Dirk Schuster als zu Buric passt, glaube ich, dass er sich tendenziell erstmal auf der Bank zurecht finden muss.
Andererseits war ja auch Boyd in Darmstadt bisher nicht für viele Tore bekannt, sodass ich mir durchaus vorstellen kann, dass er zusammen mit Platte funktionieren könnte – wenn Schuster mit einer Doppelspitze plant. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass Platte gerade verletzt ist, dann muss es Serdar fast schon schaffen, sich zum Saisonbeginn gegen Boyd durchzusetzen.
Welches Standing hatte Dursun bei den Fans in Fürth?
Bei den Fans war er sehr akzeptiert, und wurde gerade in der letzten Saison häufiger gefordert – meistens gleichzeitig mit einer Aufforderung an Buric, das System zu ändern. Trotz der durchwachsenen Statistik der letzten Saison ist in unserer Community auf Facebook und in den Foren gerade eine gewisse Unzufriedenheit zu spüren, dass man – trotz weniger Tore letztes Jahr – einen Stürmer abgibt, der schon mal 10 Tore in einer Saison erzielte.
Vielen Dank, Danny.
Pingback: #D98SCP: „Was mich damals erstaunte, war der bedingungslose Rückhalt der Fans.“ | Kickschuh-Blog
Pingback: #D98SGF: „Mittlerweile machen wir die Tore“ | Kickschuh.Blog