#D98AUE: „Ein entscheidender Faktor zum Klassenerhalt war unsere Defensive“

War vor zwölf Monaten beim Duell Darmstadt gegen Aue am 34. Spieltag ordentlich Druck auf dem Kessel, so hat das Aufeinandertreffen am Sonntag das Potenzial zu einem besseren Freundschaftskick zu werden. Beide stehen in der Tabelle Seite an Seite und spielen um Platz 11. Im Optimalfall können beide sogar noch auf Rang 10 springen, womit die 98er das (reichlich glückliche) Vorjahresergebnis eingestellt hätten. Definitiv spannender wird es sein, was sich personell in der Sommerpause tut. Wer wird uns noch von der Konkurrenz abspenstig gemacht und wer kommt nach dem bereits im Winter dingfest gemachten Wechsel von Erich Berko (Dynamo Dresden) neu hinzu? Wer gehen muss, ist indessen schon klar.

In 98 Worten

Hach, die Lilien machten in Ingolstadt nicht weiter mit ihrem „40 plus x“-Projekt. Bei der 0:3-Niederlage lief nach dem Rückstand durch Sonny Kittel (Argh!) nicht mehr viel zusammen. Schlampiges Passspiel und ein robuster Gegner raubten einigen Spielern den Nerv und vielleicht auch den Willen. Bitter! Viele SVD-Fans hätten den langjährigen Weggefährten allzu gerne eine Liga tiefer gesehen. Derweil wird der Kader ausgedünnt. Joevin Jones ist schon in Toronto. Fünf weitere Spieler müssen ebenfalls gehen. Darunter Urgestein Sandro Sirigu (Schnief!!), der letzte verbliebene Aufstiegsheld von Bielefeld. Leihspieler Marcel Franke zieht es – trotz Kaufoption – zurück zu „Premier League“-Aufsteiger Norwich City.


Der Kontrahent hat das Wort

Sobald Aue auf dem Spielplan steht, heißt es Jens aus dem Erzgebirge als Gesprächspartner über seinen Klub zu befragen.

Gude Jens, Aue war in dieser Saison durchweg in der zweiten Tabellenhälfte zu finden, oft nur knapp oberhalb der Abstiegszone. Dennoch stand bereits vor dem zweitletzten Spieltag der Klassenerhalt fest. Wie blickst Du auf die vergangene Spielzeit?
Glück Auf Matthias, freut mich, dass ich wieder dabei sein darf. In der gesamten Spielzeit haben wir uns nicht einmal auf einem direkten Abstiegsplatz befunden. Lediglich vom zweiten bis zum vierten Spieltag standen wir auf dem Relegationsplatz. Prinzipiell könnte man zufrieden sein, sogar entspannt, aber nur im Nachhinein betrachtet. Klar, ein Klassenerhalt zwei Spieltage vor Ultimo ist für uns, wie die „Europa League“-Quali für Mainz 05. Aber meistens waren es doch nur wenige Punkte Abstand zur Abstiegszone und oftmals bestand das Risiko, direkt hinten reinzurutschen. Es war also doch nicht ganz so entspannt, wie es auf den ersten Blick aussah, zumindest nicht für mich. Erst nach dem Sieg in Regensburg – und dem damit rechnerisch gesicherten Klassenerhalt – war Entspannung angesagt. Ohne diese drei Punkte hätte es nochmal eng werden können.

Was waren für dich die entscheidenden Gründe und Personalien für den Klassenerhalt?
Ein entscheidender Faktor war definitiv unsere Defensive. Mit 46 Gegentoren stellen wir gemeinsam mit Meister Köln die viertbeste Abwehr der Liga. Zudem hat ein Großteil der Neuzugänge sofort eingeschlagen. Mit Steve Breitkreuz (Abwehr) und Jan Hochscheidt (Mittelfeld) kamen zwei alte Bekannte aus Braunschweig zurück ins Lößnitztal. Jan spielte eine bärenstarke Saison und konnte acht Tore erzielen. Im Sturm wurde der Abgang von Pascal Köpke (2017/18 zehn Tore, acht Vorlagen) erfreulicherweise kompensiert. Mit Emmanuel Iyoha (Leihe Fortuna Düsseldorf), Florian Krüger (Schalke 04 U19) und Pascal Testroet (Dynamo Dresden) wurden drei neue Angreifer verpflichtet, Philipp Zulechner komplettierte zur Winterpause den Sturm. Allein Testroet erzielte in 33 Spielen 15 der 43 Tore.

Was hat Dir in der abgelaufenen Spielzeit dahingegen weniger gefallen?
Es ist im Grunde wie in jeder Saison: Gegen die starken Teams liefern wir unsere besten Spiele ab und gegen die vermeintlich schwachen Mannschaften brechen wir in schöner Regelmäßigkeit ein. So brachte das Team kurz vor Weihnachten Union Berlin die erste Saisonniederlage (3:0) bei, lieferte aber gegen Sandhausen daheim und zweimal gegen Ingolstadt erschreckend schwache Leistungen ab. Gegen die aktuell besten acht Mannschaften gewann Aue insgesamt 20 Punkte.
Ebenfalls nicht gut war, dass man sich nach 25 Spieltagen und Platz 10 wohl bereits im sicheren Hafen wähnte. In der Folge gab es vier Niederlagen am Stück, darunter das 1:5 in Kiel und die Derbyniederlage zuhause gegen Elbflorenz. Danach stand Platz 14 mit gerade einmal fünf Punkten auf den Relegationsplatz. Ein kleines Déjà-vu zur Vorsaison.

Im Winter verließen euch mit Christian Tiffert und Nicolai Rapp zwei namhafte Spieler. Das machte sich letztlich aber nicht wirklich negativ bemerkbar, oder doch?
Neben den beiden Genannten verließ uns ja auch unser Relegationsheld Sören Bertram zur Winterpause, und zwar in Richtung Darmstadt. Der Verlust Bertrams und Tifferts war sportlich zu verkraften, beide kamen – wenn überhaupt – nur sporadisch in der ersten Saisonhälfte zum Einsatz. Schade war es trotzdem, hatten beide hier doch Großes geleistet und mitunter maßgeblichen Anteil am Nichtabstieg in der letzten Saison. Der Verlust Rapps war zum einen überraschend, zum anderen sportlich nicht ganz so leicht zu kompensieren. Die Jungs haben das in der Rückrunde jedoch ganz gut gemacht. Darunter war mit einem gewissen Louis Samson ein alter Bekannter, der als Verstärkung aus der Vereinslosigkeit geholt wurde. So hat man zumindest ohne Rapp nicht mehr Tore kassiert als mit ihm. Auffällig ist, dass alle drei Spieler, bei ihrem neuen Verein, nur einen Bruchteil der Einsatzzeit haben, die sie zuvor im Erzgebirge hatten.

Das stimmt, Sören Bertram stand bei uns seit Mitte April nicht einmal mehr im Kader. Wie lautet eigentlich Dein Fazit zum noch jungen Coach Daniel Meyer und was traust Du ihm in der neuen Saison zu?
Mit jungen und (zumindest in Liga 2) unbekannten Trainern haben wir ja inzwischen reichlich Erfahrung. Das erste Mal seit drei Jahren gehen wir allerdings, sofern nicht noch etwas passiert, mit dem aktuellen Trainer in die neue Saison. Das hat den Vorteil, dass er die Mannschaft besser kennt, mitsamt ihren Schwächen und Stärken. Zudem kann der Klub bereits jetzt erste Schritte für die Kaderzusammenstellung unternehmen.
Grundsätzlich, das ist meine persönliche Meinung, hat er seine Sache im ersten Jahr ziemlich ordentlich gemacht. Die Bilanz spricht für ihn. Wir standen zu keinem Zeitpunkt auf einem direkten Abstiegsplatz, wir sicherten die Klasse zwei Spieltage vor Saisonende, haben die 40 Punkte-Marke geknackt, wie versprochen in der Rückrunde mehr Punkte geholt und, was deutlich erkennbar ist, wir spielen besser Fußball. Dass er als junger Trainer immer noch lernt, sollte jedem klar sein. Daher kann ich es absolut nicht nachvollziehen, wie Meyer von Teilen der Zuschauer teilweise übel beschimpft wurde. Klar, als Trainer stehst du im Fokus und musst auch ein dickes Fell haben, aber manche scheinen inzwischen eine Erwartungshaltung entwickelt zu haben, die jenseits von Gut und Böse ist.

Ist denn für Aue perspektivisch überhaupt mehr möglich als „nur“ der Abstiegskampf?
Wir gehen seit dem Jahr 2003 in unsere insgesamt 14. Zweitligasaison. Eigentlich könnte man uns als etablierten Zweitligisten betrachten. Als Fan darf man sicherlich davon träumen, mal wieder oben mitspielen zu können oder zumindest eine sorgenfreie Spielzeit zu erleben. Aber mal ehrlich, das wäre dann doch nicht Wismut Aue. Viele wissen mit sich bereits an den letzten beiden Spieltagen nichts mehr anzufangen, geht es doch um nicht mehr viel, außer ums Geld.
Doch auch wenn wir auf absehbare Zeit immer einen der kleinsten Etats haben werden, bin ich mir sicher, dass wir durchaus mal wieder eine Saison im oberen Drittel beenden. Zum einen schießt Geld bekanntermaßen keine Tore, zum anderen ist die Liga, bis auf wenige Ausnahmen, extrem ausgeglichen. Aber auf der anderen Seite: Wen sollten die “Experten” im kicker sonst als Absteiger Nummer 1 nennen, wenn nicht Aue? Grüße an dieser Stelle an Willi Landgraf. Ja, wir haben die Klasse gehalten, schon wieder.

Was erwartest Du vom Saisonausklang in Darmstadt? Ein munteres Spielchen oder einen Sommerkick?
Man hat bereits im letzten Heimspiel gegen Fürth gesehen, dass nicht mehr mit 110% gearbeitet wurde. Den Fans war es nach dem Klassenerhalt ebenfalls nicht ganz so wichtig. Die Mannschaft hat nicht verloren, man hat sich ordentlich verabschiedet, im Anschluss wurde gefeiert, alle waren zufrieden. Ich glaube jedoch, dass Meyer im letzten Saisonspiel die Mannschaft nochmal entsprechend einstellen wird. Winken doch eine gute Tabellenplatzierung und die damit verbunden Fernsehgelder. Zudem möchte man die Saison vor der schwarz-gelben Konkurrenz aus Dresden beenden. Mit einem Sieg kann man an Darmstadt vorbeiziehen, mit Glück sogar noch auf Platz 10 springen. Gründe für ein engagiertes Auftreten gibt es also genug.

Besten Dank, Jens. Auf ein unterhaltsames Spielchen.


Auf die Ohren

Während Kai, unser Moderator, andächtig lauschte, knoderten Mike, Christian und ich über die Schanzer im Allgemeinen und die dortige Niederlage im Besonderen. Daneben thematisierten wir einige Personalien. Und wir verfolgten in Echtzeit, wie es Aytac Sulus‘ neuem Klub Samsunspor im Relegationsrückspiel erging. Hört rein: KLICK


Jung & …

Die U19 bleibt sich in der Hessenliga weiterhin treu und kann 2019 auswärts einfach keine Punkte einfahren. Bei Hessen Kassel setzte es die nächste Niederlage. Das 1:2 befördert sie in der Tabelle auf Rang 6 mit 20 (!) Punkten Rückstand auf Tabellenführer Offenbach. Bei noch drei ausstehenden Partien sollte sich die Truppe nach einer enttäuschenden Saison keine weitere Blöße geben. Die U17 pausierte am letzten Wochenende in ihrer Hessenliga. Nächsten Sonntag geht es gegen die SG Rosenhöhe Offenbach. Bis zum letzten Spieltag am 2. Juni gilt es für das bereits als Meister feststehende Team die Spannung hochzuhalten, denn anschließend geht es in zwei Relegationsspielen um den Aufstieg in die Bundesliga. Die U15 beendet am kommenden Samstag ihre Regionalligasaison bei der TSG Hoffenheim. Mit einem schon so gut wie gesicherten Rang 5, dürfen die Junglilien mit der zurückliegenden Saison zufrieden sein.

… verliehen

Der SV Meppen spielte in der 3. Liga letztmals in dieser Saison vor eigenem Publikum und verlor dabei 0:1 gegen Carl Zeiss Jena. Erwartungsgemäß nicht mit von der Partie war Julian von Haacke, dessen Syndesmosebandriss ihn seit Mitte Februar außer Gefecht setzt. Bis dahin galt er bei den Emsländern im defensiven Mittelfeld als verlässliche Größe. Vor der Partie wurde er neben einigen anderen Spielern vom Verein verabschiedet. Orrin McKinze Gaines II kam bei der 2:5-Niederlage des FSV Zwickau bei der SG Sonnenhof Großaspach nach einer Stunde zum Zug. Konnte an der Niederlage jedoch nichts ändern. Während seiner halbjährlichen Ausleihe kam er bei den Westsachsen nicht über den Status eines Ergänzungsspielers hinaus (9 Einsätze, davon 8 als Einwechselspieler). Romuald Lacazette scheint gegen Saisonende doch noch die Kurve zu kriegen. Beim 3:2-Sieg gegen Fortuna Köln stand er für 1860 München über die volle Spielzeit auf dem Platz. Eine von nur zwei Partien, in denen er sich über 90 Minuten beweisen durfte. Die Abendzeitung bewertete sein Spiel folgendermaßen: „Keine überragende Leistung, aber wieder mehr der Mittelfeld-Kämpfer vergangener Zweitliga-Zeiten.“ Nur zehn Einsätze während seiner Ausleihe sind äußerst überschaubar.

Genauso wie seine in die 3. Liga verliehenen Kollegen, feierte auch Silas Zehnder mit seinem Team in der Regionalliga Bayern den Klassenerhalt. Beim 2:1-Sieg von Viktoria Aschaffenburg gegen den 1. FC Nürnberg II ackerte er für die Unterfranken als Startelfspieler bis zum Schlusspfiff. Elf Liga-Einsätze, davon lediglich sechs von Beginn an, lesen sich allerdings im Endeffekt wenig überzeugend. Patrick Banggaard stand am vergangenen Sonntag in Zyperns Abstiegsrunde bei AE Pafos ohne Angabe von Gründen nicht im Kader. Er konnte folglich nicht dazu beitragen, die 0:2-Niederlage gegen EN Paralimniou zu verhindern. Dennoch sammelte der Däne in der am kommenden Wochenende zu Ende gehenden Saison reichlich Spielpraxis. Als Stammspieler half er maßgeblich mit, seinem Team den Klassenerhalt zu sichern. Eine dänische Internetseite spekulierte bereits, ob Banggaard nicht auch eine Option für Bröndby Kopenhagen sein könnte.