#FCID98: „Über einen Abstieg dürfte sich eigentlich niemand beschweren“

Ingolstadt spielt definitiv eine total verrückte Saison. Da holen sie bis zum 27. Spieltag jämmerliche 19 Punkte, nur um unter dem vierten Cheftrainer der Saison in fünf Partien 13 Punkte einzufahren. So könnte es bei zwei noch ausbleibenden Partien tatsächlich so weit kommen, dass der Klub in sieben Spielen so viele Zähler holt, wie in den 27 zuvor. Das würde reichen, um sich von einem direkten Abstiegsplatz zu entfernen. Das erinnert in übersteigerter Manier an die Aufholjagd der Lilien vom vergangenen Jahr. Just diese Lilien könnten am Sonntag der Aufholjagd der Schanzer ein Stoppschild setzen.

In 98 Worten

Die Spitzenteams, sie liegen den Lilien einfach. Nach dem HSV und Köln war der FC Union an der Reihe. Zur ausgerufenen Ü40-Party ließen sich die 98er nicht lumpen und legten die Zähler 41, 42 und 43 nach. Der SVD agierte vorne gnadenlos effizient und hinten überwiegend sattelfest. Die lange nicht zwingenden Hauptstädter kamen erst gegen Ende zu Großchancen, doch der erneut starke Daniel Heuer Fernandes ließ sich nur einmal bezwingen. Jetzt geht’s für tiefenentspannte Lilien nach Ingolstadt. Die gezeigte Einstellung spricht dafür, dass sie weiter punkten wollen. Und zumindest in der Formtabelle ist der FCI ja ein Spitzenteam.


Der Kontrahent hat das Wort

FCI-Anhänger Martin ist fester Bestandteil des im vergangenen Sommer gestarteten Podcasts „Schanzer Zeitspiel“ (KLICK). Bei Twitter ist er der @grantler_.

Martin, 3:0 beim HSV, dessen Name derzeit sicher größer ist, als seine Leistungsfähigkeit. Dennoch war es ein sehr abgezockter Auftritt der Schanzer. Wie war die Gefühlslage am Samstagnachmittag?
Unbeschreiblich und vor allem ungewohnt gut. Das war unabhängig von der Form des Gegners einfach ein verdammt positives Gefühl für alle Mitgereisten, das wir schon länger nicht mehr erleben durften. An dem Tag hat einfach alles gepasst.

Blöd nur, dass die Teams vor euch zuletzt ebenfalls konsequent punkteten. Sandhausen auf Platz 15 ist schon fünf Punkte weg und liegt in der Formtabelle der letzten sechs Zweitligapartien gar auf Rang 1. Geht da noch was?
Ehrlich gesagt schaue ich (und da bin ich vermutlich nicht alleine) seit einigen Wochen nur noch auf den Relegationsplatz. Dass wir diesen jetzt sogar aus eigener Kraft erreichen können, ist wahrlich ein Wunder und wäre Ende März undenkbar gewesen. Klar hätte man sich gewünscht, dass sich der Trend unter Oral noch gravierender in der Tabelle niederschlägt, aber gerade vor der Rückrunde von Sandhausen muss man schlichtweg Respekt haben.

Sollte es tatsächlich die Relegation werden, so spricht in der derzeitigen Verfassung einiges für den FCI. Magst Du daran schon einen Gedanken verschwenden?
Das ist tatsächlich die große Gefahr nach dem HSV-Spiel, dass man sich möglicherweise schon zu sicher ist, Platz 16 nicht mehr abzugeben. Zumal wir ja auf dem Papier gegen zwei machbare Gegner ran müssen, bei denen es theoretisch nicht mehr um allzu viel geht. Ich halte aber die Wahrscheinlichkeit für relativ hoch, dass wir auf einem guten Weg zu den Zusatzspielen sind. Es fehlen aktuell ein Stück weit die mahnenden Worte vor zwei durchaus schweren Aufgaben an den beiden verbleibenden Spieltagen.

Seit Tomas Oral an der Seitenlinie steht, ist das Team ungeschlagen. Was hat euer inzwischen vierter Cheftrainer bewirkt und verändert?
Oral hat an relativ vielen Schrauben gedreht und vielleicht als erster Trainer in dieser Saison den Fokus darauf gelegt, worauf es im Abstiegskampf ankommt: Mentalität, Zug zum Tor, Chancenverwertung und Konzentration bis zum Ende. Er hat das Zusammenspiel zwischen Lezcano und Kutschke zum Laufen gebracht, verzichtet auf Ballbesitz und hat vielleicht auch ein bisschen Spielglück, dass der Mannschaft unter seiner Regie stets eine frühe Führung gelang. Das war in den Spielen zuvor häufig das Problem.

Wie groß schätzt Du den Beitrag von Co-Trainer Michael Henke ein, der den Klub bestens kennt?
Das ist von außen immer schwer zu bewerten, aber jeder hier schätzt seine Person unglaublich. Es kann eigentlich kein Zufall sein, dass erfolgreiche Phasen des FCI häufig mit ihm in Verbindung stehen.

Lässt sich schon sagen, was nach dem 30. Juni kommt? Bis dahin laufen die Verträge der beiden.
Aktuell liegt die Konzentration zu 100 Prozent auf dem Klassenerhalt. Sollte dieser erfolgreich sein, liegt die Vermutung nahe, dass das Engagement verlängert wird. Ob das allerdings die beste Lösung ist, würde ich bezweifeln. Aber wie gesagt, wegen des aktuell anderen Fokus, ist es ohnehin erst einmal Nebensache.

Oral löste Jens Keller ab, der den FCI nach der Winterpause mit neun Punkten aus vier Partien in die Spur gebracht zu haben schien. Dann folgten knappe Niederlagen gegen St. Pauli, Köln, Union, Paderborn und Sandhausen. Fast ausnahmslos Spitzenteams. Wäre Keller nicht auch der Turnaround zuzutrauen gewesen?
Keller wurden letztlich die Ergebnisse und die Entlassung von Geschäftsführer Gärtner zum Verhängnis. Im Grunde hat er hier sehr gute Arbeit geleistet, die Defensive stabilisiert und in vielen Spielen gegen Spitzenteams dominiert. Viele Statistiken sprechen für ihn, aber am Ende hat häufig ein Quäntchen gefehlt. So sehr man einen dritten Trainerwechsel kritisieren kann, so sicher bin ich, dass wir unter Keller wohl nicht diese Serie gestartet hätten.

In der Abwehr verteidigen seit der Rückrunde Ex-Lilie Mergim Mavraj und der Däne Björn Paulsen, das Tor hütet Philipp Tschauner. Waren sie die erhofften Verstärkungen?
Zu 100 Prozent ja – gerade die Defensive war in der Hinrunde zeitweise unterirdisch. Die drei Genannten haben einen wesentlichen Anteil daran, dass sich in diesem Bereich einiges stabilisiert hat. Gerade die Kombination aus Flexibilität und Torgefahr von Paulsen ist bemerkenswert. Auf der anderen Seite hätte eine Verstärkung in der Offensive ebenfalls nicht geschadet – Cenk Sahin hat hier leider nicht eingeschlagen.

Wie dürfte das Spiel von Cohen, Lezcano, Kittel & Co. am Sonntag gegen die Lilien aussehen?
Hoffentlich von unserer Seite ähnlich wie in den vergangenen Wochen: eine hochmotivierte Mannschaft, die hoch pressen und schnell in die Spitze spielen wird. Aber wie schon gesagt, habe ich das Gefühl, dass man in Ingolstadt zuletzt relativ wenig von der starken Entwicklung der Lilien unter Grammozis mitbekommen hat.

Vor der Partie in der Hinrunde hast Du gesagt, die Saison sei ein einziger Horrorfilm. Wie lautet Dein Fazit zwei Spieltage vor Saisonende?
Gibt es Horrorfilme mit Happy End? Diese Saison ist definitiv die ereignisreichste der Vereinsgeschichte und unabhängig davon, wie es am Ende ausgeht, muss man festhalten, dass verdammt viel schiefgelaufen ist. Nur dank der ebenfalls schwachen Konkurrenz und dieser reichlich späten Serie sind wir noch im Geschäft und über einen Abstieg dürfte sich eigentlich niemand beschweren. Sollte das am Ende noch verhindert werden, kann man sich auf die Schulter klopfen. Aber vor allem müssen dann auch die Lehren daraus gezogen werden.

Besten Dank, Martin.


Auf die Ohren

Der Klassenerhalt ist sicher und die Mannschaft punktet weiter. Logisch, dass die Stimmung in unserer kleinen Runde am Montagabend gelöst war. So durfte es nicht verwundern, dass Christian, Mike, Daniel und ich abschweiften, und uns phasenweise mit niederklassigem Fußball befassten. Heraus kam die erste Podcastfolge ever, in der von Schalding-Heining und Schneppenhausen die Rede ist: KLICK


Jung & …

Die U15 spielte in der Regionalliga Süd am vergangenen Wochenende gegen den SC Freiburg. Das direkte Duell um Tabellenplatz 4 entschieden die spielerisch besseren und reiferen Gäste aus Südbaden mit 3:2 für sich. In zwei Wochen geht es zum Saisonabschluss zum Tabellenzweiten nach Hoffenheim. Selbst bei einer höheren Niederlage sollte in der Endabrechnung Rang 5 sicher sein und somit eine absolut zufriedenstellende Platzierung.
Die U17 fuhr am letzten Samstag als bereits feststehender Hessenligameister und überlegener Tabellenführer zur letztplatzierten SG Kelkheim. Am Ende stand ein Pflichtsieg, der mit 2:1 jedoch überaus knapp ausfiel. In zwei Wochen geht es gegen den Nachwuchs der SG Rosenhöhe Offenbach.
Gegen den Tabellenführer Kickers Offenbach war für die U19 in ihrer Hessenliga nichts zu holen. Nach 90 Minuten stand eine ernüchternde 2:6-Niederlage. Das kommende Wochenende führt den ältesten Nachwuchsjahrgang der Lilien zum KSV Hessen Kassel, die auf Rang 7 drei Plätze hinter den Junglilien liegen.

… verliehen

Der FSV Zwickau und 1860 München standen sich am vergangenen Wochenende in der 3. Liga gegenüber und – oha! – Romuald Lacazette stand erstmals seit einem halben Jahr wieder in der Startelf der Löwen. Nach einer halben Stunde verursachte er jedoch einen Elfer und zur Pause durfte er gleich in der Kabine bleiben. In den Schlussminuten durfte auf der Gegenseite Orrin McKinze Gaines II für Zwickau mitwirken und den deutlichen 5:2-Sieg seines Team mitbejubeln. Am Montag gastierte Meppen bei Fortuna Köln. Julian von Haacke fehlte weiterhin verletzt. Die Neue Osnabrücker Zeitung vermeldete derweil, dass er zu den Lilien zurückkehren wird.

In der Regionalliga Bayern wirkte Silas Zehnder ab der 42. Minute für Viktoria Aschaffenburg mit und half somit einen Punkt gegen den VfR Garching einzufahren. Patrick Banggaard gastierte in Zyperns Abstiegsrunde mit AE Pafos bei Anorthosis Famagusta. Beim 1:1 stand der Däne über die volle Spielzeit auf dem Platz.