Die Sommerpause war noch relativ jung, da verpflichteten die Lilien vor einigen Tagen ihren ersten Neuzugang. Dirk Schuster hatte in Interviews durchblicken lassen, dass er Handlungsbedarf bei Linksfüßern sehe und prompt holte er einen. Sebastian Hertner kommt vom Ligarivalen Erzgebirge Aue ans Bölle. Der mehrfache Juniorennationalspieler wurde beim VfB Stuttgart ausgebildet, von wo ihn sein Weg über Schalke II und 1860 München ins Erzgebirge führte. Dort absolvierte er seit 2015 insgesamt 88 Partien und erzielte dabei einen Treffer. Wie er sich bei seinem alten Verein gemacht hat, das weiß Aue-Fan Jens.
Jens, vorab Glückwunsch zum nervenaufreibenden Klassenerhalt. Mit Sebastian Hertner kommt ein Veilchen zu den Lilien. Vor dem Duell unserer Klubs am letzten Spieltag hatte ich dich nach den Ausfällen in eurer Defensive gefragt. Du warst der Meinung, eure Abwehr sei gut besetzt und ihr hättet genügend Alternativen. Hattest Du dabei auch Hertner im Sinn?
Danke und wie gewohnt, ein herzliches Glück Auf!
Mit Kempe und Kalig waren am letzten Spieltag zwei Aue-Verteidiger gesperrt, die viele gute Spiele absolviert hatten, meines Erachtens jedoch zuvor auch etwas nachgelassen hatten. Meine Aussage über unsere Besetzung traf natürlich auch auf Hertner zu, aber nicht nur. Mit Rapp und Cacutalua waren wir auch in der berühmten zweiten Reihe gut aufgestellt, um nur zwei zu nennen. Fast alle unserer Abwehrspieler konnten sowohl auf der Außenbahn als auch in der Innenverteidigung eingesetzt werden.
Hertner kam in der abgelaufenen Spielzeit nur auf 16 Startelfeinsätze. Das hört sich nicht gerade nach einem Leistungsträger an.
Er stand an 33 von 34 Ligaspielen im Kader und blieb dabei nur achtmal ohne Einsatz. Wenn er gespielt hat, war er durchschnittlich knapp 60 Minuten auf dem Platz. Auf seiner Position als Linksverteidiger waren wir mindestens dreifach besetzt, da hatte er starke Konkurrenz. So können etwa Kempe, Kalig und Rizzuto diese Position spielen.
In der Relegation gegen Karlsruhe zählte Hertner dann überhaupt nicht mehr zum Kader. Weißt Du warum?
Offiziell stand er aufgrund einer Verletzung nicht im Kader.
Dirk Schuster bemängelte nach der Saison, dass im Kader der Lilien kaum Linksfüßer seien. Hertner ist einer. Wie hat er die Linksverteidigerposition interpretiert?
Gegen den Ball spielte er in der 5er Abwehrkette den linken Verteidiger. In der Vorwärtsbewegung wurde aus der 5er eine 3er Abwehr, sodass er ziemlich hoch stand und eigentlich die Position des linken Mittelfeldspielers einnahm.
Worin siehst Du seine fußballerischen Stärken und in welchen Situationen hat er noch Luft nach oben?
Er ist ein klassischer Außenbahnspieler mit einem, für einen Verteidiger, gesunden Offensivdrang. Seine Vorstöße waren oftmals recht vielversprechend, seine Flanken hingegen suboptimal. Das sehe ich auch als seine größte Schwäche.
War er ein Spieler, zu dem die Aue-Fans ein besonderes Verhältnis hatten?
Sebastian Hertner war einer von drei Spielern, die nach dem Abstieg 2015 im Verein geblieben sind. Das muss man ihm zugute halten. Da er eine Zeit lang auch Schwiegersohn in spe des Präsidenten war, musste er sich jedoch auch vorhalten lassen, eine besondere Stellung zu haben und nur deshalb im Aufgebot zu stehen. Unterm Strich ist sein Weggang sicherlich schade aber verschmerzbar.
Traust Du ihm zu, bei den Lilien Fuß zu fassen?
Definitiv, er ist kein Wandervogel und auch nicht der schlechteste Fußballer. Fühlt er sich wohl und stimmt das Umfeld, traue ich ihm ein längeres Engagement zu.
Besten Dank, Jens.
Viele Grüße nach Darmstadt.
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