EURO 2012: Premier League und Bayern München Top-Entsender

In den kommenden drei Wochen findet in Polen und der Ukraine die Fußball-Europameisterschaft statt. Die Nationaltrainer der 16 Teilnehmerverbände haben insgesamt 368 Spieler für die EURO nominiert. Das größte Kontingent stellt die englische Premier League. Zusätzlich zu den dort beschäftigten englischen Nationalspielern stürmen und verteidigen 56 Kicker aus den anderen Teilnehmerländern für englische Teams. Mit zwölf Fußballern schickt Bayern München die meisten Spieler eines Vereins zum Turnier.

Wenn Lukas Podolski ab August für seinen neuen Verein Arsenal London auf dem Feld steht, wird er einige seiner künftigen Gegenspieler bereits von der morgen beginnenden Europameisterschaft kennen. Zwei Portugiesen, vier Dänen und nicht weniger als sieben Niederländer spielen auf der Insel. Sie gehören zu den insgesamt 79 Nationalspielern, die bei der EURO auflaufen und ihre Gehälter in englischen Pfund beziehen.

Englische und deutsche Ligen stellen ein Drittel aller EURO-Teilnehmer
Doch auch die 1. und 2. Bundesliga sind beim kontinentalen Kräftemessen äußerst prominent vertreten. 27 Spieler aus den anderen Teilnehmerländern spielten in der vergangenen Saison bei 15 deutschen Erst- und zwei Zweitligisten. Mitsamt der 19 deutschen Nationalspieler, die in der Bundesliga ihr Geld verdienen, stehen 46 EURO-Nominierte bei deutschen Vereinen unter Vertrag. Ebenfalls ein Topwert. Mehr als jeder Dritte EM-Teilnehmer spielt somit in den englischen und deutschen Eliteligen.

Ligen in Spanien, Frankreich und Italien mit vergleichsweise wenigen Legionären
Die ebenfalls leistungsstarken Ligen aus Spanien, Frankreich und Italien schneiden demgegenüber deutlich schwächer ab. Dort spielen „nur“ 13, 12 bzw. 11 Legionäre. Dann folgen die Niederlande, Russland und die Türkei mit jeweils neun Legionären. Die türkische Liga ist somit zugleich die personalstärkste Liga bei der Europameisterschaft, deren eigene Nationalelf gar nicht bei der EURO vertreten ist. Belgien und Schottland folgen in dieser Hinsicht mit jeweils vier Abstellungen zur kontinentalen Endrunde. Insgesamt stehen die Fußballer der diesjährigen EURO in 20 Ländern auf dem Platz.

Welche Liga zieht welche Legionäre an?
Die ukrainische Eliteklasse kann auf sieben Legionäre bei der EURO verweisen, wobei sich vor allem Kroaten großer Beliebtheit beim Co-Gastgeber der diesjährigen Europameisterschaft erfreuen. Fünf der 23 Balkankicker verdienen ihr Geld in Kiew, Donezk und Dnipropetrowsk. In den beiden höchsten deutschen Spielklassen sind derzeit vor allem polnische (7), kroatische (5) und tschechische (5) Nationalspieler gefragt. Mit den beiden zuletzt verletzt ausgefallenen Ivica Olic und Ivo Ilicevic wären es sogar sieben kroatische Bundesliga-Legionäre gewesen. Spanische Vereine vertrauen wiederum gerne auf Topspieler aus dem Nachbarland Portugal (6), während in England auffällig viele Iren (20), Franzosen (7) und Niederländer (7) unter Vertrag stehen. Einzig griechische und ukrainische Nationalspieler sucht man vergeblich in der lukrativen Premier League. Die Klubs der niederländischen Eredivisie dienen offenbar vielen skandinavischen Nationalspielern als erstrebenswertes Ziel. Je vier Schweden und Dänen spielen hier. Irische, schwedische, kroatische, polnische und tschechische Klubs üben auf aktuelle Nationalspieler der europäischen Spitzennationen gar keinen Reiz aus. Sie konnten keinen einzigen Legionär anziehen. Auch Nationalspieler aus dem eigenen Land sind hier kaum mehr anzutreffen, sie sind in finanzkräftigere und spielstärkere Ligen abgewandert.

Ukrainer und Russen „heimatliebend“
Die bestenfalls semi-professionelle irische Liga konnte noch nicht einmal einen einzigen irischen Nationalspieler „halten“. Wohingegen der gesamte englische Kader bei englischen Erst- und Zweitligisten unter Vertrag steht. Die Ukraine und Russland sind bei den eigenen Nationalspielern ebenfalls sehr beliebt. Jeweils 21 Profis stehen bei heimischen Klubs auf dem Lohnzettel. Das eigene Land steht auch bei italienischen Nationalspielern hoch im Kurs. 20 Kicker der „Squadra Azzurra“ spielen zwischen Palermo und Udinese. Deutschland und Spanien schicken 19 Spieler aus den eigenen Ligen zur EURO.

Aufschlüsselung aller Kader der an der EURO 2012 teilnehmenden Verbände nach nationalen Ligen (Tabelle: M.Kneifl, Stand: 07.06.2012)

Aufschlüsselung aller Kader der an der EURO 2012 teilnehmenden Verbände nach nationalen Ligen (Stand: 07.06.2012)

Bayern stellt zwölf EURO-Fahrer
Angesichts der großen Anzahl an „heimischen“ Nationalspielern verzeichnen ausnahmslos Klubs aus diesen Ligen die meisten EURO-Fußballer. Bayern führt die Liste mit 12 Kickern an vor Real Madrid mit 11, Dynamo Kiew mit 10, Liverpool FC mit 9. Chelsea FC, immerhin der amtierende Champions-League-Sieger, stellt „nur“ 7 EURO-Fahrer. Hätten sich Frank Lampard und Gary Cahill allerdings zuletzt nicht verletzt, wären es 9 gewesen. In beiden Fällen wurden Spieler aus Liverpool nachnominiert, weshalb der Traditionsklub – obwohl nur 8. in der abgelaufenen Saison – der Premier-League-Verein mit den meisten Kickern bei der EURO ist.

Auflistung der Vereine mit den meisten Spielern bei der EURO 2012 (Stand: 07.06.2012, Tabelle: M.Kneifl)

Auflistung der Vereine mit den meisten Spielern bei der EURO 2012  (Stand: 07.06.2012)

Atletico Madrid und Inter Mailand mit nur einem EM-Spieler
Auffällig wenige EM-Spieler stellen der amtierende Europa-League-Gewinner Atletico Madrid, der einzig Juanfran entsendet, sowie der Champions-League-Sieger von 2010, Inter Mailand, der nur Wesley Sneijder zur EURO abstellen muss. Auch der letztjährige Europa-League-Champion FC Porto kommt nur auf drei EM-Fahrer, die allesamt dem portugiesischen Kader angehören. Da verfügt sogar das ins Mittelfeld der Bundesliga abgerutschte Werder Bremen über mehr EM-Teilnehmer – nämlich vier (Tim Wiese, Sokratis, Markus Rosenberg, Sebastian Boenisch).

Ein Gedanke zu “EURO 2012: Premier League und Bayern München Top-Entsender

  1. Hi Matze, danke fuer die immer sehr interessanten Beitraege. Lese ich jedes mal mit Interesse! Bis bald, Nikola

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