Ein neuer Keeper kommt ans Bölle: Morten Behrens verlässt Drittligist 1. FC Magdeburg, um in Darmstadt die 2. Bundesliga in Angriff zu nehmen. Der 24-Jährige dürfte damit zum Herausforderer von Stammkeeper und Mannschaftsratsmitglied Marcel Schuhen werden. Seine Ausbildung genoss der Neuzugang, als Teamkollege von SVD-Verteidiger Patric Pfeiffer, beim Hamburger SV, bevor er in den letzten zwei Jahren zur unumstrittenen Nummer 1 in Magdeburg aufstieg. Von Alex, Blogger und Podcaster über den FCM, erfahre ich mehr über Behrens.
Gude Alex. Zunächst einmal Glückwunsch zum Klassenerhalt. Eure Saison verlief ganz anders, als ich nach unserem Erstrundenduell im DFB-Pokal gedacht hätte. Seinerzeit stand auch Morten Behrens bei euch im Tor. Nun wechselt er zu den Lilien. Als ich dich nach Bekanntgabe des Transfers kontaktiert habe, hast Du sofort gemeint, er sei ein „interessanter Mann“. Inwiefern?
Grüß‘ Dich, Matthias. Vielen Dank für den Glückwunsch! Es freut mich, dass sich unsere Wege mal wieder kreuzen, wenngleich ich mir aus Clubfan-Perspektive natürlich einen erfreulicheren Anlass gewünscht hätte. Morten Behrens finde ich interessant, weil er bei uns eine tolle Entwicklung genommen hat, die meiner Meinung nach noch längst nicht beendet ist. Zudem hat er eine spannende Biographie als Fußballer. Er spielte in der Kindheit zunächst sowohl im Feld als auch im Tor, und hat seine Laufbahn als Keeper wohl tatsächlich einer spontanen Bauchentscheidung zu verdanken. Sehr empfehlen möchte ich Dir und den Lilien-Fans hierzu zwei Podcast-Folgen, in denen Behrens über seinen Werdegang plaudert. Ich denke, ihr könnt dabei einen ganz guten Eindruck vom „Typen“ Morten Behrens bekommen. Da wäre zum einen sein Auftritt bei „Rookie – der Fußballpodcast“ und zum anderen sein Gespräch mit Oliver Leiste im MDR-Format „Neues vom Krügel-Platz„.
Perfekt, da werde ich bestimmt reinhören. Aus Deiner Antwort ist Bedauern herauszuhören, dass Behrens euch verlässt. Mehrere FCM-Fans haben dies auf Twitter ebenfalls geäußert. War er bei euch eine Art Publikumsliebling?
Seit unserem Zweitliga-Abstieg 2019 erleben wir eine sportliche Talfahrt, die bis zu Christian Titz‘ Amtsantritt andauerte. Dementsprechend war die Stimmung im Umfeld ziemlich schlecht, weshalb das mit Publikumslieblingen beim FCM derzeit so eine Sache ist. Aber ja, ich denke schon, dass diese Bezeichnung auf Morten Behrens passt. Er gehörte trotz der angesprochenen Talfahrt eigentlich immer zu den Leistungsträgern. Er hat uns ein ums andere Mal mit tollen Paraden wichtige Punkte gerettet und meines Erachtens einen sehr großen Anteil daran, dass wir in der kommenden Saison wieder in der 3. Liga spielen dürfen. Dazu mag ich persönlich seine zurückhaltende Art sehr gern, was aber nicht heißen soll, dass er auf dem Platz nicht auch den Mund aufmacht. So ein bisschen bekam Behrens‘ Ansehen nun vielleicht eine kleine Delle, als die Lilien ihn in den sozialen Netzwerken als Neuzugang in Darmstadt-98-Jacke präsentierten. Das stieß einigen Clubfans sauer auf. Insgesamt kann ich aber sagen, dass er sich in seiner Zeit beim 1. FC Magdeburg nie etwas hat zu Schulden kommen lassen. Der weit überwiegende Teil der Clubfans wird ihn sicher in sehr guter Erinnerung behalten.
Nach eurem Abstieg in die 3. Liga kam Behrens vom HSV zu euch und wurde direkt die Nummer 1. Weißt Du, ob er von Anfang an als erste Wahl geholt worden war?
Da bin ich mir nicht ganz sicher. Ich meine aber, dass er tatsächlich als klare Nummer 2 geholt wurde. Auch wenn es vom Verein vor der Saison natürlich immer heißt, man habe (mindestens) zwei gleichwertige Torhüter, was gut sei für den Konkurrenzkampf und so weiter. Du kennst das. Behrens profitierte, so doof das immer klingt, letztlich davon, dass sich die etatmäßige Nummer 1, Alexander Brunst (der mittlerweile in Dänemark spielt), im September 2019 einer Blinddarm-OP unterziehen musste. Behrens rückte für ihn ins Tor, zeigte starke Leistungen und war seit diesem Zeitpunkt bis heute der unumstrittene Stammtorhüter.
Du hast eure schweren Zeiten in der 3. Liga schon erwähnt. Dennoch habt ihr vergangene Saison die zweitwenigsten Tore gefangen und auch aktuell haben nur die vier Aufstiegsaspiranten weniger Gegentore bekommen. Welchen Anteil hat Morten Behrens daran? War er DER Rückhalt des Teams?
Das kann ich ganz klar mit „ja“ beantworten. Ohne Behrens stünden wir jetzt definitiv schlechter da und hätten vielleicht in dieser Saison gar keinen Profifußball gespielt. Irgendwann haben wir sogar mal eine Podcast-Folge aufgenommen, die wir „Danke, Morten!“ tauften.
Du hast auch seine Entwicklung in den beiden Jahren bei euch bereits erwähnt. Magst Du das noch ein wenig ausführen?
Er hat sich, wie gesagt, als Stammkeeper und zugleich als Top-Torhüter in der 3. Liga etabliert. Seinen Schritt in die nächsthöhere Spielklasse finde ich dementsprechend absolut folgerichtig. Das hat er sich mit seinen guten Leistungen vollkommen verdient. Ich finde auch, dass er in den zwei Jahren auf dem Platz verbal zugelegt hat, wenn man das so sagen kann. Insgesamt, selbst wenn ich mich jetzt hier wiederhole, hat er einfach eine gute Entwicklung genommen und sein Potenzial sicher noch nicht ausgeschöpft.
Ich vermute, Du bist ähnlich wie ich kein Torhüterexperte?
Puh, echt nicht.
Magst Du dich dennoch an ein paar Einschätzungen versuchen?
Okay, probieren wir es.
Super. Fangen wir mit dem Ball am Fuß an. Bei Markus Anfang beginnt das Aufbauspiel mit dem Keeper. Wenn Behrens früher auf dem Feld spielte, dann kann er hoffentlich einen gepflegten Ball spielen. Ist er also ein mitspielender Torwart? Passt er auch unter Pressingdruck den Ball noch ruhig zum Verteidiger? Und bringt er zudem die langen Bälle an den Mann?
Das kann ich beides bejahen. Behrens ist ein guter Kicker, der in Christian Titz ja auch in Hamburgs U23 schon einen Förderer hatte. Und Titz steht ja bekanntlich auf Torhüter, die fußballerisch etwas drauf haben.
Wohl wahr. Ich erinnere mich an Julian Pollersbeck, der beim HSV-Gastspiel am Bölle fast auf der Höhe des Anstoßkreises als Anspielaktion fungierte. Wie sieht es mit den Reflexen bei Morten Behrens aus?
Stark. Auf der Linie ist er richtig gut.
Was sagst Du zu seiner Strafraumbeherrschung?
Die ist sicher ein Bereich, an dem er noch arbeiten kann.
Ist er ein Elfmeterkiller?
Elfmeter kann er. In Lübeck, ausgerechnet bei seinem Heimatverein, hat er beispielsweise im Hinspiel dieser Saison gleich zwei Elfmeter gehalten.
Wie beurteilst Du seine Ausstrahlung auf dem Platz?
Also auf der „eher ruhig oder eher emotional“-Skala würde ich ihn tendenziell auf die „eher ruhig“-Seite packen. Allerdings hat er sich, wie gesagt, in dieser Hinsicht meines Erachtens gut entwickelt. Ganz generell würde ich Behrens als ruhigen, besonnenen Charakter einschätzen, was sich in seinem Torwartspiel zeigt.
Mit Marcel Schuhen haben wir bislang eine klare Nummer 1. Er hat starke Spiele gemacht und meines Erachtens ein hohes Standing im Team. Dennoch ist er für mich nicht unanfechtbar. Hat Behrens für dich Zweitligaformat?
Hat er, ja. Wichtig wäre, dass er das Vertrauen und ein paar Spiele hintereinander bekommt, in denen er sich zeigen und entwickeln kann. Ich bin sehr gespannt, wie der Konkurrenzkampf mit Schuhen ausgeht, und werde da sicher ein bisschen ein Auge drauf haben. Wenn euer Coach auf einen mitspielenden Torwart mit tollen Reflexen auf der Linie steht, sehe ich ihn da alles andere als chancenlos. Aber, er hat ja für drei Jahre unterschrieben, sodass er sich selbst offenbar ein bisschen Entwicklungszeit auf dem nächsten Level gibt.
Welche Begebenheit wirst Du mit Morten Behrens noch lange verbinden, und hast Du ihn über Deinen Blog bzw. Podcast sogar einmal persönlich kennen lernen dürfen?
Persönlich kennenlernen konnte ich Morten Behrens leider nicht, was neben meinem Wohnort in Mittelhessen sicher auch mit der Corona-Pandemie zusammenhängt. Aber wer weiß, er zieht ja jetzt ein bisschen näher an meinen Standort, also vielleicht ergibt sich ja irgendwann mal noch ein Treffen ;-). Eine spezielle Begebenheit verbinde ich mit ihm, ehrlich gesagt, nicht. Ich werde ihn immer als sehr guten Keeper in Erinnerung behalten, der uns, wie gesagt, in den vergangenen beiden Saisons den einen oder anderen wichtigen Punkt festgehalten hat. Deshalb bleibt mir jetzt eigentlich nur, ihm alles Gute, viel Erfolg und stets eine verletzungsfreie Zeit in Darmstadt zu wünschen. Und Morten, falls Du das hier liest: Hau‘ rein, mach‘ das Beste draus, diesen Schritt hast Du Dir absolut verdient!
Alex, besten Dank für Deine Einschätzungen zu unserem neuen Keeper.
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- Mit Robert Laul (Aftonbladet) über Innenverteidiger Thomas Isherwood* (Östersunds FK)
- Mit Anna (Football Radar) über Außenverteidiger Emir Karic (SCR Altach)
* Winter-Neuzugang, bisher überwiegend verletzt
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