Im Angriff müssen die Lilien für die kommende Saison nachlegen, denn schließlich verlässt nicht nur Serdar Dursun das Bölle, sondern auch Felix Platte. Die Lücke schließen soll – zumindest teilweise – Phillip Tietz. Der Stürmer des SV Wehen Wiesbaden passt mit seinen 23 Jahren ins Beuteschema der Lilien, die Spieler durchaus auch weiterentwickeln wollen. Bis 2024 läuft der Kontrakt des gebürtigen Braunschweigers, der schon für diverse Teams in der zweiten und dritten Liga auf Torejagd ging. Wie er sich in den vergangenen beiden Jahren in Wiesbaden geschlagen hat, das frage ich Journalistin und SVWW-Fan Sonja.
Sonja, Phillip Tietz kommt zum SVD. Er hat die gleiche Körpergröße wie Serdar Dursun. Aber vermutlich macht man ihm keinen Gefallen, wenn man Vergleiche zu unserem scheidenden Topstürmer anstellt, oder?
Das sollte man schon alleine deshalb nicht tun, weil Serdar Dursun in der zweiten Liga der überragende Torjäger war, während bei Phillip Tietz selbst in der dritten Liga nicht alles glatt gelaufen ist in der vergangenen Saison. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er Dursun sofort eins zu eins ersetzen kann.
Wenn Du zurückblickst, wie hat sich Tietz in den beiden Jahren bei euch entwickelt?
Er hatte in seiner ersten Saison direkt riesiges Pech, das ihn sehr zurückgeworfen hat: Durch eine Meniskusverletzung hat er quasi eine komplette Halbserie verpasst und kam dann nur langsam wieder in Tritt. Zum Ende der Zweitliga-Saison hat er dann angedeutet, wie wichtig er für den SVWW sein kann. Teamkollege Daniel-Kofi Kyereh, inzwischen beim FC St. Pauli, hatte ihm damals die Drittliga-Torjägerkrone vorhergesagt. Die hat er verfehlt, vor allem weil er in der Hinrunde ausschließlich vom Elfmeterpunkt getroffen hat. Da war er mehr der Mannschaftsspieler als der Knipser, der Knoten hat sich dann zum Glück etwas gelöst.
Mit Carsten Wehlmann sagte unser Sportliche Leiter, Tietz sei ein junger Stürmer, der gute Anlagen mitbringt. Was dürfte er gemeint haben?
Jung ist Tietz mit seinen 23 Jahren ja tatsächlich noch. Dafür hat er schon recht viel Erfahrung in der dritten und auch in der zweiten Liga gesammelt. Körperlich bringt er viel mit, ist groß und robust – das sollten gute Voraussetzungen sein.
Wehlmann betonte noch seinen Charakter und seine Mentalität. Kriegen wir also einen Kicker, den Fußballtraditionalisten am Bölle rasch ins Herz schließen?
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Tietz haut sich auf dem Platz rein und ist auch in seinen Interviews ein aufgeweckter Typ. Bei seiner roten Karte im Spiel in Rostock durch ein grobes Foulspiel hat man allerdings gesehen, dass er auch mal über das Ziel hinausschießen kann. Da kann er sicherlich noch lernen, etwas ruhiger zu bleiben – wobei Fans solche Typen ja auch irgendwie mögen.
Markus Anfang legt Wert auf eine Mannschaft die Fußball spielen lässt. Wie schätzt Du Tietz‘ Qualitäten als Stürmer ein, der nicht nur die Bälle verwertet, sondern auch im Spielaufbau festmacht und verteilt?
Das ist tatsächlich das, was ihn vor allem in der Hinrunde ausgezeichnet hat, als er Schwierigkeiten hatte, aus dem Spiel heraus zu treffen: Er war immer derjenige, der für die Mannschaft geackert, Bälle festgemacht und verteilt hat. Das dürfte einer der Hauptgründe dafür sein, dass die Lilien und Markus Anfang ihn haben wollten.
Gibt es eigentlich ein typisches Tietz-Tor, das Du vor Augen hast?
Ich habe bei ihm kein typisches Tor, aber dafür ein Traumtor vor Augen: Gegen Türkgücü München hat er den Ball aus rund 30 Meter in den Winkel gehauen. In gewissem Sinne ist es dann aber doch wieder typisch: Er traut sich sowas eben einfach mal.
Wo muss Tietz für Deine Begriffe noch zulegen, wenn er sich bei den Lilien und in der 2. Bundesliga beweisen will?
Er muss an seiner Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor arbeiten und vielleicht mit Druck etwas besser umgehen. Einerseits, wenn Leute von ihm viel erwarten – wie es in Wiesbaden nach dem Abgang von Manuel Schäffler der Fall war. Und andererseits in Spielsituationen, die ihn nerven, wie in Rostock, wo er sich dann aus Frust die rote Karte abgeholt hat.
Letzte Frage, bedauerst Du ganz persönlich als Fan seinen Abgang?
Ich bedauere seinen Abgang schon, weil ich ihn als Stürmer mit viel Potenzial gesehen habe, der sich sicherlich in der kommenden Saison in Wiesbaden gut weiterentwickelt hätte. Der aber eben absehbar auch in die zweite Liga gehört, deshalb ist der Wechsel aus seiner Sicht logisch. Mit ihm und Moritz Kuhn verlassen jetzt aber direkt die beiden Spieler den SVWW, die selbst bei fiesen Minusgraden im Winter immer kurzärmlig gespielt haben, um auch ja ihre Tattoos präsentieren zu können. Auch das wird mir fehlen.
Okay, wir werden drauf achten. 😉 Sonja, besten Dank für Deine Ansichten zu Phillip Tietz.
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